Sonntag, 12. September 2010

Road Adventure

... oder wie man ein Fahrrad in den Kofferraum eines Ford Mustang bekommt ...

Am Sonntag hatte ich mir vorgenommen mein Rad zusammenzubauen, nachdem ich es für den Flug zu ziemlich komplett auseinander nehmen musste. Zum Glück hatte ich da Hilfe. Das Zusammenbauen war dann einfacher, nur die Federgabel wollte nicht auf Anhieb so wie ich wollte, aber letztendlich musste sie doch klein beigeben. Zunächst hatte ich geplant nur eine kleine Runde zum Testen zu drehen. Als ich dann aber nach einer Tour geschaut habe, fand ich eine nette 40km Runde. Die bin ich dann gefahren... oder zumindest hatte ich das geplant. Anziehen, Wasserflasche füllen und los. Die Runde hatte ich mir aufgeschrieben wo ich langfahren muss und wo ich abbiegen musste. Das war auch alles kein Problem. Hier gibt es ja nur 90° links, 90° rechts oder geradeaus... das macht es etwas einfacher. Doch zunächst wollte ich meine Reifen aufpumpen. In Deutschland mach ich das ja standardmäßig an der Tankstelle. Doch hier ging das nicht. Die Geräte dafür sind vorhanden, muss muss allerdings vorher einen Dollar reinschieben... leider hatte ich aber kein Kleingeld mit, so musste ich dann die Tour mit nur 2,5 anstatt 5 bar fahren. Ok, es ging ja ohnehin nur um den Weg und das Training.
Wie gesagt zuerst lief alles glatt, doch an einer Stelle hab ich eine Straße übersehen zu nehmen. Das Problem war dass sie in Wirklichkeit viel kleiner war als mir Google-Maps das angezeigt hat und so hab ich mich verfahren. Kurz hinter besagter Stelle war eine Kreuzung, dort ging es erstmal gerade aus... das bedeutet hier aber wirklich Kilometerweit gerade aus... nur alle 500m mal ein kleiner Schotterweg nach links oder rechts von der Straße weg, der zu einem Farmerhaus führt. Die haben dann hier auch keine Straßennamen mehr, sondern dann hat das Haus einfach eine Nummer wie 509864. Sollte doch mal ein etwas längerer Schotterweg da sein, heißt er 1st Lane oder 3rd Street.
Naja, irgendwann bin ich dann umgekehrt, weil ich wusste dass ich falsch sein musste. Also zurück und die nächste Straße ausprobieren, die erwieß sich wieder als Fehlschlag und so langsam wurde es Zeit den Rückweg anzutreten... auf dem Hinweg bin ich an der besagten Kreuzung vorbeigefahren. Dort war auch Kitchener ausgeschildert, die nächste größere Stadt bei Waterloo, also habe ich mich dafür entschieden. Mittlerweile hatte ich über 45km in den Beinen, das Wasser war fast leer und mein Akku war auch fast leer (hatte ja nicht damit gerechnet). Ungünstigerweise wurde aus der Straße ein Highway und die Anzahl der Autos und Trucks die mit 90 an mir vorbeifuhren stieg allmählich. Also dann doch nur den Seitenstreifen benutzen, irgendwie musste ich ja schleunigst Richtung Waterloo kommen, denn Licht hatte ich natürlich auch nicht. Aber die Seitenstreifen sind unbefestigt, dass hat die Angelegenheit extra erschwert. Als dann das nächste Schild Kitchener erschien und noch 20km prophezeite musste ich mir was überlegen. Ausgepowert, noch über 20km zu fahren (Kitchener ist ja nach dem wo man rauskommt nochmal eine halbe Stunde von Waterloo entfernt), fast dunkel und dadurch schon wieder etwas frischer hab ich mich entschlossen auf dem Highway vom Rad zu steigen ... und per Anhalter weiterzufahren, denn aus eigener Kraft war es nicht zu schaffen.
In Kanada sind ja alle Leute nett und hilfsbereit. Ob ich das in Deutschland gemacht hätte bin ich mir nicht sicher... und wenn dann hätte ich vermutlich eine halbe Ewigkeit gewartet. Ich hatte eigentlich erwartet, dass irgendjemand mit einem PickUp anhält, ich mein Fahrrad hinten rein werfe und bis Waterloo mitfahre um die letzten Meter selbst zurück zulegen. Aber nach 2-3 Minuten den Daumen raushalten rief mir jemand zu in einem Ford Mustang... er war Paramedic (das sind hier die Krankenhelfer die die Sänitätswagen fahren wenn man die 911 (=Notruf) anruft). Nachdem ich beide Räder ausgebaut habe (eins hat reingepasst, dass andere hatte ich vorne auf dem Schoss und das Fahrrad hing zum Teil raus, ging es los. So stellt man sich einen Kanadier vor ;-) Wir haben uns über so gut wie alles unterhalten und wir hatten unseren Spaß damit einige Sachen von Kanada und Deutschland zu vergleichen und über die "Yankees" zu schimpfen... So kommt man wirklich mal mit Kanadiern in Kontakt, die nicht gleich Studenten sind. Ich hab bei der Fahrt einiges gelernt und es war wirklich aufregend... hat sich quasi gelohnt sich zu verfahren.
Nachdem er mich direkt vor meiner Haustür abgesetzt hat, war dann auch nicht mehr viel mit mir anzufangen. Essen machen und noch ein wenig mit meinen Mitbewohnern quatschen und dann war der Abend auch schon zu Ende.
... die nächste Tour wird besser geplant und für den Notfall etwas energiehaltiges eingepackt... mittlerweile weis ich auch wo ich die Straße verpasst habe...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen